Reinhard Kaun, Univ. Lektor VetR Mag. et Dr. med. vet. (* 18. März 1945 in St. Florian bei Linz) ist österreichischer (Pferde-) Tierarzt, der auch als Gerichtsgutachter und Hochschullehrer tätig ist. 1972 verlegte er seinen Wohn – und Berufssitz ins oberösterreichische Salzkammergut nach Altmünster am Traunsee, von wo er nach Beendigung der kurativen tierärztlichen Tätigkeit im Jahre 2012 nach Retz im Weinviertel übersiedelte, um sich künftig hauptsächlich der Sachverständigen- und Lehrtätigkeit zu widmen.
Beruflicher Werdegang
Nach der Reifeprüfung am Realgymnasium Khevenhüllerstraße in Linz (1963) studierte Kaun an der Tierärztlichen Hochschule (heute Vetmeduni Vienna) in Wien, spondierte 1969 und promovierte zum Dr. med. vet. im Jahre 1970. Nach zweijähriger Tätigkeit beim Aufbau des Servetaria Tiergesundheitsdienstes in Linz machte er sich als freiberuflicher Tierarzt selbstständig und spezialisierte sich zunächst auf die tierärztliche Betreuung von Schweinegroßbetrieben im Sinne eines Herdenmanagements, eine Form der tierärztlichen Tätigkeit, die zu dieser Zeit, als noch ausschließlich der Individualpatient und nicht die Herde im Focus tierärztlichen Interesses stand, von der Tierärzteschaft angefeindet und bekämpft wurde.
Der damalige Landeskammerpräsident Dr. Kurt Trappel bezeichnete Kaun als einen der „großen Avantgardisten des tierärztlichen Berufsstandes“, was zu dieser Zeit nicht nur schmeichelhaft zu verstehen war. Die Zeit sollte aber zeigen, dass heutige Tiergesundheitsdienste ziemlich genau nach dem Muster arbeiten, welches Anfang der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts Tierärzte wie Oskar Kostolich und Reinhard Kaun entwickelt haben.
Neben dem bereits erwähnten Tätigkeitsfeld begann Kaun Mitte der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts seine intensive Beschäftigung mit Pferden und Kleintieren aufzubauen, wobei physikalischen und naturheilkundlichen Methoden sein spezielles Interesse galt, der „austherapierte“ Patient seine Leidenschaft wurde.
Anfang der achziger Jahre kam Kaun, der schon im Reitsport ein breites Aufgabengebiet gefunden hatte, durch Pferdeleute wie Ewald Welde, Helmut Kolouch und speziell DI MMag. DDr. Rudolf Rautschka zum gerade wieder aufblühenden Fahrsport, wo er im Aufbau einer geregelten turniertierärztlichen Betreuung und einer strikten Dopingkontrolle eine wichtige Aufgabe sah und auch ausfüllte.
Für dieses Engagement wurde ihm vom österreichischen Bundespräsidenten im Jahre 1999 der Berufstitel „Veterinärrat“ verliehen, bereits 1990 war er von der Tierärztekammer als „Fachtierarzt für Pferde“ installiert worden.
Ende 1989 begann sich ein neues, zusätzliches Arbeitsfeld aufzutun, das bis heute zur großen Leidenschaft Kauns zählt: die Arbeit als Gerichtsgutachter. Auch in dieser Sparte wurde er zunächst von den damaligen „Platzhirschen“ bekämpft, setzte sich aber mit Fleiß, Genauigkeit, hohem Fachwissen und blendender Rhetorik durch und ist heute ein über die Grenzen Österreichs hinaus gesuchter Sachverständiger auf dem Gebiet der klinischen und forensischen Veterinärmedizin, Tierhaltung und Pferdewissenschaften.
Im Jahre 1995 entwickelte Reinhard Kaun sein Curriculum zur Ausbildung von Pferdesanitätern, also einer Ausbildung von Laien zum raschen Einsatz bei Notfällen mit Pferden. Bis zum Jahre 2014 wurden insgesamt Österreichweit über 1000 Personen ausgebildet, viele davon von Kaun persönlich in seinem Pferdespital PRO EQUO in Pinsdorf bei Gmunden. Dieser Ausbildungsmodus führte zur engen Zusammenarbeit mit Feuerwehren und Rotem Kreuz, die bis heute auch unter den neuen Ausbildungsleitern anhält. Im Jahre 2012 hat Kaun die Ausbildungsleitung für Pferdesanitäter an Dr. Andreas Sendlhofer (Klagenfurt) übertragen, der diese Aufgabe mit viel Engagement weiterführt.
In logischer Folge und nach dem Vorbild der Humanmedizin etablierte Kaun 2005 die Ausbildung zum Fire & Emergency VET, eine Weiterbildung für Tierärzte in den Belangen von Equine Emergency Care, sowie des Notfall- und Katastrophenmanagements. Die Ausbildungsleitung für diese Sparte wurde 2012 dem Veterinäranästhesisten Dr. Christoph Peterbauer (Breitenwaida) übertragen.
Mit der Gründung des Kuratoriums für Sicherheit in Pferdesport und Tierhaltung – Forensische Veterinärmedizin, dem Kaun zusammen mit dem Linzer Rechtsanwalt Dr. Günther Dobretsberger federführend vorsteht, wurde eine einzigartige Internetplattform zu den Bereichen
Die Präsenzzeit eines Menschen auf dieser Welt wird nicht nur durch seine tätsächliche Lebensspanne definiert, sondern vielmehr durch jene Zeit, die dieser Mensch durch sein Wirken in den „Köpfen“ der Nachwelt lebendig bleibt ( zitiert nach Prof. Dr. Ernst Pöppel) In diesem Sinne möchte ich an einen meiner langjährigen Weggefährten erinnern, der alle meine Schritte zur Verbesserung der Situation von Sportpferden mit mir gegangen ist. Dipl. Ing. MMag. DDDr. Rudolf Rautschka war wohl einer der brilliantesten Köpfe, die dem österreichischen Pferdesport, insbesondere aber dem Fahrsport, ihren Stempel aufgedrückt haben. Geistreich, witzig, mit hervorragendem Fachwissen ausgestattet, war er gleichermaßen kompromisslos und polarisierend. Pünktlichkeit, Disziplin und Akkuratesse waren seine Markenzeichenzeichen.
Unser gemeinsamer Weg begann Anfang der achziger Jahre des letzten Jahrhunderts, Dr. Rautschka war mein Fahrlehrer, Hofrat Hermann Moos und Hans A. Krasensky meine Prüfer.
Bald stellte sich heraus, dass ein tierärztlicher Dienst bei Turnieren sowie ein Mannschaftstierarzt bei Auslandsturnieren ein Gebot der Stunde war.
Die Einführung des Turniertierärztlichen Dienstes und die Ausbildung der „Pferdesporttierärzte“ – die ich mit meinem Curriculum 1985 begann, sogar die von mir eingeführte Bezeichnung hat bis heute Gültigkeit, war wesentlich durch die Herren DDr.Rautschka und HR DR. Zach als unerbittliche Prüfer geprägt. Es wurden zwischen 1985 und 1995 an die 150 Tierärzte in einem dreitägigen Kurs ausgebildet, an dessen Ende eine zweistündige theoretische und praktische Prüfung stand. Heute dauert der gesamte Ausbildungskurs zum „Pferdesporttierarzt“ nur mehr vier Stunden ?!.
Die Gründung der „Pferdesanitäter“ , von mir im Jahre 1995 durchgeführt, damals noch unter dem Namen „Pferdesamariter“ war ein weiterer Meilenstein. Wieder war DDr. Rautschka ein Mitstreiter der ersten Stunde. Bisher wurden an die 800 Personen ausgebildet. Einer der Tierärzte, die von Beginn an dabei waren, war der Kärntner Pferdetierarzt Dr. Andreas Sendhofer, der nunmehr 2012 von mir die Ausbildungsleitung übernommen hat und zusammen mit Dr. Thomas Koller am Grottenhof bei Graz die Pferdesanitäter als kompetente Helfer von Tierärzten und Blaulichtorganisationen ausbildet.
Die Gründungsidee der Ausbildung zum „Fire & Emergency VET“ in Analogie zur humanmedizinischen Notarztausbildung führt den interessierten Tierarzt sowohl in das präklinische Notfallmanagement wie auch in die moderne Notfallmedizin ein. Die ersten Überlegungen gingen noch auf Gespräche mit DDr. Rautschka und mir zurück, die Durchführung hat er nicht mehr erlebt.Seit 2005 wurden an die 80 Tierärzte (aus Österreich, Deutschland und Italien) ausgebildet. Als meinen Nachfolger und neuen Ausbildungsleiter konnte ich 2012 meinen Kollegen Dr. Peterbauer von der Vetmeduni Vienna gewinnen.
Der „Sicherheitsexperte für Pferde & Pferdesport“ wurde von mir als ARS – Seminar (Akademie für Recht, Steuern & Wirtschaft, Wien) im Jahre 2005 etabliert. Mittlerweile hat sich eine Reihe von Persönlichkeiten aus der Pferdewelt dieser eintägigen Ausbildung unterzogen, die nach wie vor und auch bis auf Weiteres von mir persönlich durchgeführt wird. Turnierrichter, Pferdesporttierärzte, Pferdehalter waren ebenso in diesem Seminar wie Anwälte, Sachverständige und die Führungscrew der Spanischen Reitschule.
Ab Herbst diesen Jahres wird ebenfalls an der Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft ARS, Wien ein von mir geführtes Tagesseminar „Pferderecht – Recht und Gesetz rund ums Pferd“ neu eingeführt, ebenso ist das Thema „Pferderecht“ als Lehrauftrag an mich an Vetmeduni Vienna fix geplant.
Das „Kuratorium für Sicherheit im Pferdesport“ wurde von mir im Jahre 2008 ins Leben gerufen und als Verein etabliert. Das „Kuratorium“ wurde zur übergeordneten Instanz für die oben angeführten Ausbildungen Pferdesanitäter, Fire & Emeregncy VET und Sicherheitsexperte Pferd und bietet auf seiner Homepage www.pferdesicherheit.at viele Themen und Gerichtsentscheidungen zu Pferde-relevanten Themen zum Nachlesen an, die vom Linzer Rechtsanwalt, Reiter und Pferdesanitäter Dr. Günther Dobretsberger bearbeitet sind.
Im Jahre 1980 gründete ich zusammen mit Dr. Heinrich Lehrner, HR. Dr. Johannes Georg Kugler, Ewald Welde, KommR. Sepp Michelfeit und Charly Iseli die „Austrian Driving Society“, deren Ehrenmitglied und Träger der „Goldenen Peitsche“ Dipl. Ing. MMag. DDDr. Rudolf Rautschka 1990 wurde.
Dipl. Ing. MMag. DDDr.Rudolf Rautschka war Erdöltechniker, Tierarzt und Doktor der Philospohie. Mit seinem zweibändigen Werk „Studien zum Pferd im Militärdienst“ – seine Doktorarbeit – förderte er Grundlegendes zutage.
Rudolf Rautschka sollte man nicht vergessen – in seiner unnachahmlichen Art hat er auch sein Ende gestaltet: es kam Anfang Feber 2005 eine schlichte Nachricht des Inhalts: „ Rudolf Rautschka meldet sich ab!“
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